Friedrich Gulda «Wings. Ein Konzertstück für Violine, Streichorchester und Rhythmusinstrumente» Duke Ellington Jazz-Standards (Bearbeitung für Violine und Orchester: Michael Abene) Florian Willeitner Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 Leonard Bernstein Symphonische Tänze aus dem Musical «West Side Story» THIS IS MY CONCERT OF THE YEAR! WILLEITNER PREMIERE WILL BE AMAZING.
Interview with Benjamin: ( in German)
Ich fühle mich sehr geehrt und schätze mich glücklich, hier eine "Carte Blanche" für die Plugged-in Serie des Tonkünstlerorchesters gestalten zu dürfen. Meine Idee war, den Einfluss des Jazz in den klassischen Violinkonzertabend zu bringen und das auf vier Arten:
- der crossover- Pionier Friedrich Gulda mit seinem "Concertpiece for Soloviolin" Wings.
- 2 Jazz Standards in symphonischem Gewand: meisterhaft arrangierter Ellington von Michael Abene für Solovioline und Orchester
- eine Uraufführung, die beide Welten verbindet, mit Willeitner ein hoch interessanter Jungkomponist
- Bernstein´s Westside Story Suite, als Klassiker der gelungenen Genreüberquerung, symphonisch.
zu Gulda:
Die Schwierigkeit liegt neben den wirklich hohen technischen Ansprüchen in der Überzeugungsarbeit des Interpreten, Gulda´s "Happy sound" , die scheinbare Einfachheit des Partitursatzes und des Ausdrucks der jeweiligen Teile seriös und als ehrlich-ernst empfundene Ausdruckswelt zu vermitteln. Das Stück hat so viele attraktive Facetten: 1) eine meiner Ansicht nach geniale grosse Solokadenz am Anfang des Satzes, (die als Reprise gekürzt später auch noch einmal erscheint): das ist wirklich originäre Violinmusik mit etlichen neuen, nie dagewesenen Kompositionsarten: Ein Anfang, der aus dem Stimmen der Instrumente erwächst, ein kausal - entwickelndes Selbstgespräch der Violine mit wunderbaren Skalen, die ich aus keiner anderen Violinkadenz kenne; unter Zuhilfenahme von jazzigen, atonalen, und mittelasiatischen Ligaturen und Formeln. Dann nach Eintritt des Orchesters, gegen das sich der Solist vehement behauptet, die Beruhigung in ein barockartiges Themenmotiv, das zwischen Dur und Moll Stimmungen schwankt und vom Orchester sanft und gekonnt begleitet wird um dann rauschhaft von diesem übernommen zu werden. Im letzen Drittel dann freilich der Übergang zum Groove mit Eintritt des Schlagzeugs und des Basses, in dem der Solist nach Verarbeitung des lydischen Themenmaterials tatsächlich in jazziger Manier improvisieren soll - und endlich darf! Es lebe die Eigenverantwortlichkeit und schöpferische Kraft des Spielers, um einem geplanten Werk noch die spontane, improvisierte und in Zehntelsekunden- Entscheidungen energenisierte Krone aufzusetzen - dies ist möglich und der "complete musician" Friedrich Gulda hat das nur zu gut gewusst und Platz dafür geschaffen. Am Höhepunkt dieser jam-artigen Verdichtung des Themas findet das Stück seinen Schluss - offen, und es läßt diese Offenheit als jubilierendes Statement zurück.
zu Abene:
Michael Abene ist einer der profiliertesten Arranger und Komponisten des heutigen Jazz: er lässt Duke Ellingtons Klassiker "Prelude to a Kiss" und "Caravan" so klingen, als wären sie für die Violine komponiert worden….. Duke Ellington hatte übrigens die längste Zeit mit Ray Nance einen Geiger in seiner KultBigband.
zu Willeitner:
ja , für mich tatsächlich eine Höhepunkt im heurigen Konzertkalender, denn Florian Willeitner schreibt moderne Musik wie ich sie liebe und er hat mit diesem Violinkonzert sich selbst wieder übertroffen. Florian hat als mein Violinschüler (Klassik und Jazz) schon viel komponiert und spätestens nach seiner "Fuga in Odd" für Klaviertrio habe ich mir ein Herz gefasst und den Plan geschmiedet, dass dieser junge Geiger jetzt ein Violinkonzert schreiben muss, denn er verbindet Eigenschaften, die ich in dieser Konstellation sonst nicht kenne, und die seine Musik so zwingend für mich machen:
Er ist ein hervorragend guter Geiger, weiss alles über Violintechnik; schreibt sich seit früher Jungend Stücke auf den Leib, in den Genres Jazz, Klassik, Pop; liebt neue Musik und ist ständig auf der Suche nach neuartigen Klängen und Kompositionstechniken, treibt aber die Abstraktion nur bis zu seinen natürlichen Grenzen, die da für ihn heissen Sangbarkeit, Tanzbarkeit, direkte Seelenanrührung; anders gesagt: er nimmt alles ihm Begegnende auf und lässt es über der Abstraktion baumeln, bis es sein eigenes Gesicht gefunden hat. Abstraktion wird kein Selbstzweck. Weiters: tiefgehende Kenntnis des Wesens des Jazz, der irischen Volksmusik und komplexer südeuropäischer "unregelmässiger" Rhythmen - so kommt ein echter Groove zustande, der aber alles andere als vorhersehbar ist. Vieles könnte man noch sagen, aber für mich steht vor der Premiere schon fest, dass ihm hier ein meilensteinartiges, wunderbar zeitgemässes Werk gelungen ist.
Ich freue mich über die Maßen und bin sehr dankbar dass das TonkünstlerOrchester diesen Gang ins Ungewisse gewagt hat und nun viel gewinnen wird.